Die grössten Risikofaktoren für Arteriosklerose und Herzkreislauf Erkrankungen
Arteriosklerose wird im Volksmund als «Verkalkung der Arterien» bezeichnet. Genau
genommen ist es ein chronischer Entzündungsprozess, welcher zu Ablagerungen (Plaques)
an den Gefässwänden der Arterien und dadurch zu weniger Elastizität führt. Arteriosklerose ist der Hauptgrund für die Entstehung von Herzkreislaufkrankheiten. Bis zu 50% aller Todesfälle sind darauf zurückzuführen. Als Risikofaktoren werden mangelnde Bewegung sowie der Genuss von Suchtmitteln wie Rauchen oder Alkohol genannt. Zudem sekundäre Erkrankungen wie Adipositas,
Bluthochdruck oder Diabetes, aber auch genetische Dispositionen. Jedoch werden auch
immer wieder Lebensmittel bzw. ganze Gruppen genannt, welche für Arteriosklerose
verantwortlich sein sollen. In diesem Beitrag gehen wir dieser Frage nach und klären auf.
Sind tierische Fette für die Entstehung von Arteriosklerose verantwortlich?
Davon ging man lange aus und einige Gesundheitsexperten sehen im Verzehr von gesättigten Fettsäuren, welche vor allem in tierischen Produkten vorkommen, immer noch einer der Hauptgründe für die Entstehung von Arteriosklerose. Es ist wie mit dem Spinat und Eisen oder dem Eierverzehr und Cholesterin. Das sind Aussagen, die sich hartnäckig halten und aufgrund von Kommafehlern oder schlechten Studien entstanden sind. Immer mehr Meta-Analysen kommen zu einem ganz anderen Schluss:
So heisst es in dieser Studie:
“Coronary artery disease pathogenesis and treatment urgently requires a paradigm shift. Despite popular belief among doctors and the public, the conceptual model of dietary saturated fat clogging a pipe is just plain wrong. A landmark systematic review and meta-analysis of observational studies showed no association between saturated fat consumption and (1) all-cause mortality, (2) coronary heart disease (CHD), (3) CHD mortality, (4) ischaemic stroke or (5) type 2 diabetes in healthy adults. Similarly in the secondary prevention of CHD there is no benefit from reduced fat, including saturated fat, on myocardial infarction, cardiovascular or all-cause mortality. It is instructive to note that in an angiographic study of postmenopausal women with CHD, greater intake of saturated fat was associated with less progression of atherosclerosis whereas carbohydrate and polyunsaturated fat intake were associated with greater progression”.
Malhotra A, Redberg RF, Meier PSaturated fat does not clog the arteries: coronary heart disease is a chronic inflammatory condition, the risk of which can be effectively reduced from healthy lifestyle interventions British Journal of Sports Medicine 2017;51:1111-1112.
Weiter wird ausgeführt, dass eine mediterrane Diät mit 41% Fett und 4 Esslöffel Olivenöl oder eine Handvoll Nüsse Herzkreislauf-Vorfälle in Hochrisiko-«Patienten» um 30% reduzieren konnten. Ergänzend wird auf die Wichtigkeit von Bewegung und Stressmanagement hingewiesen.
Ich empfehle auch wärmstens diesen Report zu lesen. Ganz kurz zusammengefasst heisst es hier: Gesättigte Fettsäuren sind Teil einer gesunden Ernährung und es konnte in unzähligen Meta-Analysen und systematischen Reviews kein kausaler Zusammenhang zwischen einer Reduktion von gesättigten Fettsäuren und einer Reduktion von Herzkreislauf-Erkrankungen festgestellt werden. Ganz im Gegenteil – auch hier heisst es:
«Further, saturated fat has been shown in some cases to have an inverse relationship with obesity-related type 2 diabetes.»
Gershuni, V.M. Saturated Fat: Part of a Healthy Diet. Curr Nutr Rep 7, 85–96 (2018). https://doi.org/10.1007/s13668-018-0238-x
Und weiter und viel wichtiger:
«Rather than focusing on a single nutrient, the overall diet quality and elimination of processed foods, including simple carbohydrates, would likely do more to improve CVD and overall health.»
Gershuni, V.M. Saturated Fat: Part of a Healthy Diet. Curr Nutr Rep 7, 85–96 (2018). https://doi.org/10.1007/s13668-018-0238-x
Acetylcholin schützt die Arterien
Im Edubily Newsletter vom 9.4.23, übrigens eine hervorragende Quelle für eine holistische Sichtweise in Sachen Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel, wird folgende Studie von Tarnawski et al. (2023) zitiert, in der es um Acetylcholin und Gefässgesundheit geht. Dabei folgern die Forscher, «dass T-Zellen, die Acetylcholin produzieren, eine schützende Wirkung auf die Gefässe haben, indem sie vermehrt Stickstoffmonoxid (NO) freisetzen. Das wiederum verbessert den Blutfluss und damit den Sauerstofftransport.»
Acetylcholin ist einer der wichtigsten Neurotransmitter für mentale Power, Energie (ist auch für die Muskelkontraktion zuständig) und Konzentrationsfähigkeit (Lernen).
Spannend wird es, wenn man sich die Lebensmittel mit den höchsten Cholinmengen anschaut. So sind dies Eier (Eigelb), Fleisch (insbesondere Leber) und Fisch. Jedoch findet man Cholin auch in diversen Gemüsesorten und Nüssen.
Calcium und seine Rolle bei der Entstehung von Arterienverkalkung
Morley M. Robbins beschreibt in seinem Meisterwerk Cu-RE Your Fatigue (S.160) genau, warum die Calciumabgabe bei Osteoporose, wie sie heute von Ärzten praktiziert wird, nicht funktioniert. Für eine Calciumaufnahme ist nämlich Magnesium erforderlich, und dies in einem Verhältnis von 1:1. In diesem Verhältnis kommen die beiden Mineralien auch in natürlichen Produkten vor. Da die meisten Calcium-Supplemente aber doppelt so viel Calcium wie Magnesium beinhalten, kann sich das überschüssige Calcium in den Arterien ablagern und zu Arteriosklerose führen. Reid and Bolland haben dies in etlichen Studien nachgewiesen.
Eisen und seine Rolle bei der Entstehung von ArterIOSKLEROSE
Ebenfalls in Morley M. Robbins Cu-RE Your Fatigue (S. 218) wird der Zusammenhang von u.a Arteriosklerose und Eisen erläutert. So heisst es:
«It is not Cholesterol that causes heart disease, but the lipid peroxidation (“rusting”) of cholesterol, which is caused entirely by increased dietary iron in the grains due to iron fortification programs began in 1941 in the UK, Canada, and the United States.»
Robbins, M., Cu-RE Your Fatigue: The Root Cause and How To Fix It On Your Own, 2021, ISBN 9781662910296, https://books.google.ch/books?id=U7lLEAAAQBAJ, Gatekeeper Press
Es ist also nicht Cholesterin per se, welches problematisch ist, sondern die Oxidation der Lipide. So steht es auch in Wikipedia:
«Unter Lipidperoxidation versteht man die oxidative Degradation von Lipiden. Bei diesem Prozess gibt ein Lipid Elektronen an reaktive Radikale ab. Die dadurch in Gang gesetzte radikalische Kettenreaktion kann bei Lipiden in der Zellmembran zur Zellschädigung führen. Bei Low-Density Lipoprotein (einem Lipoprotein, das Lipide im Blut transportiert) kommt es zu oxidativen Modifikationen, die über die Entstehung von Schaumzellen zu Arteriosklerose führen.»
https://de.wikipedia.org/wiki/Atherosklerose
In dieser Studie wird dieser Zusammenhang ebenfalls erläutert. Eisen ist wichtig, aber ein «Zuviel» führt zu ROS (reactive oxygen species) und dadurch ist es involviert in der Pathogenese von Arteriosklerose. Lies hier zum Thema «was dir dein Arzt bei einer diagnostizieren Anämie nicht sagt und warum es wohl kein Eisenmangel ist» und «warum Blutspenden gesund ist».
Wie sieht eine gesunde Ernährung und Lebensweise für unsere Arterien aus, Um ARTERIOSKLEROSE VORZUBEUGEN?
Wir wissen viel – aber wir glauben alles zu wissen. Viele Vorgänge sind zu komplex, um sie im Detail zu verstehen. Das obige Beispiel mit Cholesterin soll dies verdeutlichen. Ist Cholesterin «böse» oder ist es die Oxidation des LDL’s im Beisein von Eisen, welches mit Sauerstoff zu «Rost» und Arterienverkalkung führt? Wenn man bedenkt, dass Cholesterin DER Ausgangsstoff für ALLE Sexualhormone und Gluco- sowie Mineralkortikoide ist, liegt die Antwort für uns auf der Hand.
Wie plädieren für eine ausgewogene Ernährung, in der alles erlaubt sein soll. Grossmehrheitlich sollen die Produkte unverarbeitet und damit natürlich sein, sowie die unserer Vorfahren. Die Ancestral oder Paleo Diet passt am besten zu dieser Philosophie.
Wenn wir also Würste oder Aufschnitt wie Salami als Quelle «ungesunder» tierischer Fette betrachten, dann stimmen wir dem 100% zu. Wenn damit gemeint ist, dass man äusserst gesunde Produkte wie Bio-Rindsfilet aus grasgefütterten Tieren, Wild oder Hühnerbrust von Freilandhühnern (beinhaltet eh alles kaum Fett) meiden soll, dann passt das nicht zur aktuellen Studienlage und ist der Gesundheit kaum dienlich. En Guete!
Quellen
- https://bjsm.bmj.com/content/51/15/1111.long
- https://web.fedepalma.org/sites/default/files/files/SaturatedFat_Part_of_a_Healthy_Diet.pdf
- https://edubily.de/
- https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2212476120
- https://books.google.ch/books/about/Cu_RE_Your_Fatigue_The_Root_Cause_and_Ho.html?id=U7lLEAAAQBAJ&redir_esc=y
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34421089/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Atherosklerose
- https://www.researchgate.net/figure/Biosynthesis-of-steroid-hormones-in-the-cholesterol-pathway_fig2_265287715
- https://www.nutritiondiagnostics.com.au/blog/ancestral-diet-what-is-it-and-what-are-the-benefits/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK507799/