Was dir dein Arzt bei einer diagnostizierten Anämie nicht sagt und warum es wohl kein Eisenmangel ist
Ca. 50% aller weiblicher Kunden von Personalworkout hat schon die Diagnose «Anämie» erhalten. Doch mit Eisentabletten oder einer Infusion ist das Problem meist nicht wirklich gelöst. Warum dies die falsche Strategie ist, man dem Körper damit schadet und wie die Komplexität des menschlichen Körpers einmal mehr unterschätzt wird, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Diverse Ursachen für eine Anämie
Von einer Anämie (Blutarmut) spricht man gemäss WHO bei einem Hämoglobinwert unter 130g/l bei Männern bzw. 120g/ l bei Frauen. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe für eine Anämie, die man aber in 3 Hauptursachen einteilen kann:
- ein «Verlust» von roten Blutkörperchen
- ein «Mangel an Produktion» oder
- ein zu «starker Abbau»
Wo das Problem liegt ist sehr entscheidend für die anschliessende Behandlung.
Der häufigste Grund für einen Verlust ist eine starke Menstruation. Natürlich können auch Geburten, Unfälle oder kurzfristig Blutspenden dazu führen.
Ein Produktionsproblem ist mannigfaltig. Es braucht so viele verschiedene Mikronährstoffe für die Herstellung von roten Blutkörperchen (Vitamin B6, B12, C, Folsäure, Zink, Kupfer, Eisen u.v.m.), dass ein Mangel eines Stoffs mit den heutigen Nahrungsmitteln und Ernährungsweise «schnell passiert» ist. Mehr dazu auch in diesem Blogbeitrag «wie wichtig sind Nahrungsergänzungsmittel für deine Gesundheit».
Gründe dafür, dass Erythrozyten keine 120 Tage überleben, gibt es ebenfalls zahlreiche. Krankheiten und Medikamente sind wohl die häufigsten.
Was für eine verlässliche Aussage über eine Anämie in einem Blutbild getestet werden muss
Mit Hilfe des RDW-Werts (Red Cell Distribution Width) kann schon mal eine erste Analyse gemacht werden. Ist dieser Wert (zu) gross, dann ist die Chance hoch, dass es an einem Mikronährstoff-Mangel und damit an einer eingeschränkten Produktion liegt, denn ein «Verlust» oder zu schneller «Abbau» verändert die Grösse der roten Blutkörperchen nicht wirklich.
Ebenfalls wichtig für eine detailliertere Analyse sind die Werte von MCV, MCH und MCHC. Sie zeigen auf, wie gross ein durchschnittlicher Erythrozyt ist oder wieviel Hämoglobin er beinhaltet. Dies zu wissen hilft bei der Ursachenfindung.
Die Eisenwerte
Vorweg: Der Marker Serum-Eisen ist wenig aussagekräftig.
Ferritin ist ein Protein, das bis zu 4500 Eisenmoleküle binden kann und an verschiedenen Orten im Körper gespeichert wird, allen voran in Zellen der Leber, der Milz und des Knochenmarks. Bei Entzündungen ist dieser Wert im Serum erhöht (mehr dazu weiter unten). In Absenz einer Entzündung soll er aber das «Speicher-Eisen» im Körper widerspiegeln. In der funktionellen Medizin wird dies teilweise angezweifelt, da man hier von Autos auf der Strasse (Eisen im Serum) auf Autos in der Tiefgarage (intrazelluläres Eisen) schliessen will. Eine Korrelation kann da sicher bestehen, muss aber nicht!
Transferrin ist das Transportprotein für Eisen. Es kann 2 Eisenmoleküle binden. Es holt Eisen aus dem Blut und bringt es zu den Zellen, wo es dann via Ferroportin an Ferritin abgegeben wird oder umgekehrt da geholt und zum Knochenmark gebracht wird, wo Eisen für die Bildung von roten Blutkörperchen benötigt wird.
TIBC (Total Iron Binding Capacity) ist ein Marker für Transferrin und damit ein Indiz, wie stark der Körper nach Eisen sucht.
Je mehr Eisen in der Leber gespeichert wird, desto mehr Hepcidin wird gebildet. Dieses hemmt Ferroportin, den Eisentransporter in den Membranen, in dem es da andockt. Eisen kann nun nicht mehr an Transferrin abgegeben werden, welches wie oben erwähnt für den Transport von Eisen im Blut zuständig ist. Stattdessen bleibt das Eisen nun in den Zellen.
Der Einfluss von Kupfer und Vitamin A auf die Eisenwerte
Ceruloplasmin wird in der Leber hergestellt und ist ein wichtiges Transportprotein und eines der wichtigsten Proteine überhaupt. Es ist abhängig von Kupfer (95% des gesamten Kupfers im menschlichen Körper ist hier gebunden). Ceruloplasmin’s Aufgabe besteht darin, Fe2+ in Fe3+ umzuwandeln. Dafür wird Kupfer benötigt. Fe3+ wird dann mittels Transferrin im Körper transportiert. Fe2+ im Blut würde oxidieren, was ein hochgiftiger Prozess ist (siehe weiter unten). Bei einem Kupferdefizit haben wir zu wenig funktionierendes Ceruloplasmin. Der Körper signalisiert Eisenmangel, obwohl es ihm eigentlich an Kupfer mangelt.
Doch es geht noch weiter. Für die Genexpression von Transferrin wie auch für die Ceruloplasmin-Aktivität braucht es Vitamin A. Mangelt es daran, dann zeigt sich dies in einem Transferrinmangel bzw. einer geringeren Aktivität von Ceruloplasmin, was wiederum bedeutet, dass Eisen im Körper nicht reguliert werden kann.
Wie Wichtigkeit von Vitamin A und Kupfer kann hier gar nicht genug betont werden! Es gibt unzählige Studien dazu, nur kennt sie kaum jemand. Das Paper von Hodges et al. gibt einen guten Einstieg ins Thema und zeigt, dass bei Probanden nur eine Vitamin A Supplementierung die Hämoglobin-Werte verbessern konnte und nicht Eisen!
Ergo: Wir bei Personalworkout lassen immer auch Ceruloplasmin, Serum-Kupfer und Vitamin A testen!
Wie Bakterien und Autoimmunerkrankungen die Eisenwerte beeinflussen
Bakterien brauchen Eisen um zu überleben. Der Körper hat über Jahrmillionen gelernt mit diesem Problem umzugehen. Er produziert via Interleukin 6 mehr Hepcidin. Das Eisen bleibt nun in den Zellen, damit die Bakterien nicht an dieses gelangen. Man nennt das eine entzündungsbedingte Anämie. Man kann also auch hohe Hepcidin-Werte bei wenig Eisen haben, was so auf den ersten Blick unlogisch erscheint. Nun kann man noch so viel Eisen supplementieren, die Werte werden nicht besser, im Gegenteil, man füttert die ungewollten Bakterien! Bei Entzündungen sind die Ferritin-Werte im Serum allerdings erhöht.
Warum Eisenmangel oft eine Fehldiagnose ist
Resultate sind immer nur so gut wie der Test, der diese generiert. Wie oben schon erklärt wurde, kann der tief getestete Eisenwert ein eigentlicher Vitamin A oder Kupfer-Mangel sein. Und oft ist es das auch, denn das Eisen-Recycling in unserem Körper ist ausserordentlich effizient. Wir müssen nur 1mg Eisen pro Tag ersetzen. Erhöhte Homocystein-Werte deuten übrigens auch auf einen Kupferdefizit hin.
Eisen ist nach Aluminium das zweithäufigste Metall in der Erdkruste. Es ist also nicht so, dass Eisen Mangelware wäre und es kommt in vielen Lebensmitteln in völlig ausreichenden Mengen vor. Fakt ist, dass Eisen nicht aus allen Nahrungsmitteln gleich gut verwertet werden und selbst bei einem Eisenmangel maximal 20% des konsumierten Eisens resorbiert werden kann (Alkohol fördert übrigens die Eisen-Aufnahme). Unter folgendem Link findest Du den Eisengehalt von Lebensmitteln. Manch einer wird feststellen, dass Innereien und Blutwürste, die früher noch häufig auf dem Speiseplan standen, heute kaum mehr gegessen werden! Im Gegenteil, der Trend geht gar zu vegan, was aus gesundheitlicher Sicht völliger Unsinn ist.
Fazit
Mit Eisen-Injektionen und Tabletten wird einfach viel Geld gemacht (das gleiche gilt übrigens für B12-Infusionen). Ich habe das persönlich erlebt, als meiner Freundin umgehend nach der Geburt eine Eisen-Infusion verabreicht werden sollte. Der einzige Marker der zuvor getestet wurde: Hämoglobin! Kein Wunder war der Wert nach einem Verlust von 0.8 Liter Blut erniedrigt. Ich gehe auch nicht Blut spenden und kriege im Nebenzimmer gleich eine Eiseninfusion mit. So ein Schwachsinn!
Ein Zuviel an Eisen ist bei ausgewogener Ernährung häufiger als ein Eisenmangel, denn genug Kupfer zu konsumieren ist deutlich schwieriger als genug Eisen zu konsumieren.
Zudem: Alle Männer und alle Frauen in der Menopause haben keine Chance mehr, toxisches Eisen loszuwerden. Der einzige Weg wäre regelmässig Blut zu spenden. Doch über die positiven Effekte davon berichte ich in einem anderen Artikel 🙂
Übrigens: Es konnte bisher auch nicht nachgewiesen werden, dass Kupfer-Supplemente helfen das bioverfügbare Kupfer im Körper zu steigern. Kupfer muss natürlich zugeführt werden, wie alles andere auch. Künstliches Vitamin C, also Ascorbinsäure, beeinflusst die Aktivität von Ceruloplasmin übrigens negativ. Wusstest Du, dass Ascorbinsäure wie auch Eisen in vielen gängigen Multi-Vitaminen enthalten ist? Doppelt schlecht. Und last but not least: Medikamente wie Accutane, welches gegen Akne eingesetzt wird, sind Kupfer-Vernichter und extrem gefährlich für uns.
Haben bei Dir Eisentabletten und -Injektionen nichts gebracht?
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Quellen
- https://www.functionalmedicineuniversity.com/public/1268.cfm
- https://www.eisencheck.at/eisen-im-koerper/eisenhaltige-lebensmittel/
- https://www.hindawi.com/journals/ijcd/2018/9394060/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3655940/
- https://www.researchgate.net/publication/22495939_Hematopoietic_studies_in_vitamin_A_deficiency
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